Auf die Märchenerzähler über einen Kredit aus Dubai fielen wohl in den vergangenen drei Jahren mindestens 30 deutsche Unternehmer mit einem geschätzten Vorkosten-Gesamtschaden von bis zu 14 Millionen Euro herein, wie ein Informant, der im Auftrag von Geschädigten recherchierte, auf GoMoPa.io berichtete.

Dubai bei Nacht © pixabay.com
Dubai bei Nacht © pixabay.com

Die Anwälte Diplomjurist Björn Wrase aus Hamburg und Dr. jur. Thomas Schulte aus Berlin bestätigten das Phänomen mit eigenen Fällen.

Kredit-Märchen aus Dubai: Staatsanwaltschaft Kaiserslautern sucht Zeugen für einen Vorkostenbetrug

Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern hat zum Komplex Kredit-Märchen aus Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ein großes Ermittlungsverfahren eingeleitet und spricht von einem „Betrug in Millionenhöhe“.

Die Strafermittlungsbehörde aus Rheinland-Pfalz sucht seit dem 27. Juli 2022 öffentlich nach Zeugen: „Deutschland, Österreich, Schweiz – Vereinigte Arabische Emirate… – Wer hatte Kontakt zu vermeintlichen Investoren, Vermittlern und Firmen?“

Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern skizziert folgende Taten: „In den Jahren 2020 und 2021 wurden aus unterschiedlichsten Branchen stammende Unternehmer, die Finanzierungskapital benötigten und daher Geldgeber suchten, über Vermittler mit angeblichen Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Kontakt gebracht. Die vermeintlichen Investoren traten unter Verwendung folgender Firmennamen und E-Mail-Adressen auf:

  • (The) Emirates Net – emirates.net@outlook.com
  • Gulf Holding Foundation Inc. (kurz: Gulf Foundation) – gulffoundation@outlook.com
  • Emirates Holding – An Emirates Group Corporation (kurz: Emirates Holding Group) – info@emiratesholding.org,
  • Pacific Ventures LLC – pacificventures@outlook.com oder PV.LLC@outlook.com
  • EIN International (kurz: EIN)

Namensähnlichkeit mit real existierenden Firmen beziehungsweise Gesellschaften werden bewusst eingesetzt.“

Auswahl von mutmaßlichen Investment-Betrugsfirmen in Dubai © Staatsanwaltschaft Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz
Auswahl von mutmaßlichen Vorkosten-Betrugsfirmen in Dubai © Staatsanwaltschaft Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz

Die Unternehmer, die aufgrund der Angaben der Vermittler und der vermeintlichen Investoren an die Möglichkeit glaubten, dass sie tatsächlich Gelder für ihre Projekte erhalten werden, zahlten enorme Summen, die ihnen von den angeblichen Investoren in Rechnung gestellt wurden und die vorgeblich zum Anschub der Finanzierung notwendig waren (beispielsweise Reisekosten, Gebühren für die Registrierung, Gutachten, Beteiligungen und Versicherungen) oder als vermeintliche Sicherheiten dienen sollten.

Die in Aussicht gestellten Finanzierungen kamen letztlich nicht zustande. In allen bekannten Fällen wurden die Projektbetreiber vielmehr fortlaufend vertröstet und es wurden im Laufe der Zeit immer wieder neue, mit weiteren Kosten verbundene Voraussetzungen für die angeblich alsbald anstehende Auszahlung der Finanzierungen vorgebracht.

Hinweise nimmt die Polizei Kaiserslautern unter der Telefonnummer 0631 369-2620 oder per E-Mail unter investmentbetrug(at)polizei.rlp.de entgegen. 

Update vom 22. August 2022: Kaiserslautern ist nicht für den Themenkomplex ALGEBO zuständig

 

Kriminalkommissar Stefan Brewi von der Kriminaldirektion Kaiserslautern, Zentrale Kriminalinspektion, K14 teilte uns heute mit,dass die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern beziehungsweise Polizei Kaiserslautern den Themenkomplex ‚ALGEBO‘ nicht bearbeitet.“

KOK Brewi weiter: „Da sich bei uns vermehrt Geschädigte und Zeugen der ‚ALGEBO‘ bei uns melden, bitte ich darum, Ihren Artikel, welcher sich mit unserem Zeugenaufruf und unserem Sachverhalt (Emirates Holding, The Emirates Net und andere), aber auch mit der ‚ALGEBO‘ befasst, inhaltlich und optisch deutlicher voneinander zu trennen und bestenfalls richtig zustellen beziehungsweise auf die Änderung hinzuweisen.“

Die von der Staatsanwaltschaft Kaiserslautern geschilderte Vorgehensweise deckt sich mit den Erfahrungen des Berliner Anwalts Dr. Thomas Schulte.

   Rechtsanwalt Dr. jur. Thomas Schulte aus Berlin Marienfelde © Amazon.de / Dr. Thomas Schulte

Rechtsanwalt Dr. jur. Thomas Schulte aus Berlin Marienfelde © Amazon.de / Dr. Thomas Schulte

Strafanzeige gegen ALGEBO und ARAS

Dr. jur. Thomas Schulte hat im Februar 2022 für einen Stuttgarter Goldhändler (34), der in die USA expandieren wollte, mit einem Vorkostenschaden von 100.000 Euro Strafanzeige und Strafantrag gegen die ALGEBO Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH aus Nürnberg bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth und gegen die ARAS Consultancy FZCO aus Dubai bei der UAE Financial Unit in Dubai gestellt.

OLG Nürnberg: Schadensersatz-Urteil gegen ALGEBO
ALGEBO-Firmensitz Am Schwedengraben 6 in Nürnberg © Google streetview 2009
ALGEBO-Firmensitz Am Schwedengraben 6 in Nürnberg © Google streetview 2009

Die Hamburger Kanzlei Björn Wrase hat letztes Jahr für eine Firma, die auf das Kreditmärchen aus Dubai hereingefallen ist, am Oberlandesgericht Nürnberg über 300.000 Euro Schadensersatz gegen die Finanzierungs-Maklerfirma ALGEBO Wirtschaftsberatungsgesellschaft mbH aus Nürnberg erstritten (Aktenzeichen: 2 U 779/21).

Außerdem nimmt der Stuttgarter Rechtsanwalt Daniel Laws, Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht und Partner der Baker Tilly Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, den Maklervertrag mit ALGEBO detailliert auseinander und begründet auf GoMoPa.io, warum er diesen niemals unterschreiben würde.

Der ALGEBO-Kreditexperte Thomas Leitner (58) aus Nürnberg reagierte auf Pressefragen nicht. (FM)