Was sucht der badische Immobilienunternehmer Peter Buhrmann (51) von der Alpha Real Estate aus dem bürgerlichen Mannheim in der Arbeiterstadt Ludwigshafen in der Pfalz? Wo er doch gerade erst im Februar dieses Jahres 109 Wohnungen im feinen Düsseldorf in NRW gekauft hat, wie Business Leaders berichtete.

Peter Buhrmann (51) aus Mannheim, CEO und Gesellschafter der Alpha Real Estate Group aus Mannheim in Baden-Württemberg © Peter Buhrmann
Peter Buhrmann (51) aus Mannheim, CEO und Gesellschafter der Alpha Real Estate Group aus Mannheim in Baden-Württemberg © Peter Buhrmann

Seine von ihm geführte Alpha Real Estate Group mit Sitz in Mannheim hat nun zwei Monate später Anfang April 2022 auf der anderen Seite des Rheins im benachbarten Ludwigshafen auf einen Schlag 65 Wohnungen in 8 Häusern und drei Straßen gekauft: die Wredestraße 47 und den Wohnkomplex Otto-Stabel-Straße 17 bis 21 im Zentrum der Stadt und die Schützenstraße 1 und den Wohnkomplex Schützenstraße 7 bis 11 im Stadtteil Süd. Insgesamt 4.600 Quadratmeter Wohnfläche.

Die Mannheimer Alpha Real Estate Group kaufte auf der anderen Seite des Rheins in Ludwigshafen in bester Lage 65 Wohnungen in 8 Häusern und 3 Straßen, um ihr Portfolio in der Metropolregion Rhein-Neckar zu vergrößern © Pressefoto Facebook.com/alpharealestategroup
Die Mannheimer Alpha Real Estate Group kaufte auf der anderen Seite des Rheins in Ludwigshafen in bester Lage 65 Wohnungen in 8 Häusern und 3 Straßen, um ihr Portfolio in der Metropolregion Rhein-Neckar zu vergrößern © Pressefoto Facebook.com/alpharealestategroup

Der Ludwigshafener Chef-Stadtarchivar, Dr. Stefan Mörz, erklärt, warum der Stadtteil Süd und das Stadtzentrum zu den besseren Lagen zählen, aus der Stadtgeschichte heraus: „Der nach der Jahrhundertwende großzügig ausgebaute Süden Ludwigshafens war eine Gegend für die ‚besseren Kreise‘, im Stadtkern lebten Kaufleute, Einzelhändler und gelernte Arbeiter, während im Hemshof, dem Norden der Stadt, ungelernte Arbeiter und ihre Familien 50 Prozent der Bevölkerung stellten.“

Vermittelt haben den Deal der Mannheimer Makler Mario Keza (50) und die Heidelberger Maklerin Sabine Welters (63), beide geschäftsführende Gesellschafter der Huther Immobilien GmbH aus Heidelberg. Über Kaufpreis und Vorbesitzer wurde Stillschweigen vereinbart.

Alpha Real Estate – warum Ludwigshafen?

Buhrmann kauft nur – und zwar ab 50 Wohnungen und ab 5 Millionen Euro – an „wirtschaftlichen Standorten mit positiver demografischer Entwicklung“. So steht es in seinem Ankaufsprofil.

Da passt Ludwigshafen schon hinein

Buhrmann führt dazu auf seiner Unternehmensseite an: „Ludwigshafen ist nicht nur die zweitgrößte Stadt der Pfalz, sondern vor allem auch als wirtschaftliches Kraftzentrum bekannt. Mit dem börsennotierten Chemiekonzern BASF verfügt die kreisfreie Stadt über einen der größten Arbeitgeber der Region.“

Beide Städte teilen sich den Rhein

Die Mündung des Neckars in den Rhein: links Mannheim, rechts Ludwigshafen © Landesmedienzentrum Baden-Württemberg in Karlsruhe und Stuttgart unter Rechtsaufsicht des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg
Die Mündung des Neckars in den Rhein: links Mannheim, rechts Ludwigshafen © Landesmedienzentrum Baden-Württemberg in Karlsruhe und Stuttgart unter Rechtsaufsicht des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg

Und beide Städte schauen auf dieselbe Mündung, wo die Neckar in den Rhein fließt. Um beide Flüsse entstand die heutige Metropolregion Rhein-Neckar, die so ziemlich der historischen Kurpfalz entspricht. Metropolregionen werden als „Motoren“ der sozialen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes betrachtet.

Martin Wilk (41) aus Gorxheimertal in Hessen (Metropolregion Rhein-Neckar), Handlungsbevollmächtigter (Prokurist) der Wohnungs- und Mietverwaltung Alpha Property Management GmbH & Co. KG aus Mannheim © Xing.com/profile/Martin_Wilk10
Martin Wilk (41) aus Gorxheimertal in Hessen (Metropolregion Rhein-Neckar), Handlungsbevollmächtigter (Prokurist) der Wohnungs- und Mietverwaltung Alpha Property Management GmbH & Co. KG aus Mannheim © Xing.com/profile/Martin_Wilk10

Kein Wunder also, wenn Martin Wilk (41) aus dem hessischen Gorxheimertal, das zur Metropolregion Rhein-Neckar gehört, als Head of Property Management bei der Alpha Real Estate Group kurz nach dem Kauf am 7. April 2022 gegenüber der Presse erklärte: „Mit dem Ankauf der Immobilien in Ludwigshafen erweitern wir in puncto Property Management unser bestehendes Rhein-Neckar-Portfolio. Durch die Nähe zu unseren weiteren Standorten sind wir in der Lage Synergieeffekte zu erzeugen und somit Kosten zu sparen“

Aber was ist mit dem alten Makel der Hässlichkeit, der an der Mannheimer Schwesterstadt klebt?

Wer es sich leisten konnte, wohnte im vornehmen Mannheim, so vornehm, dass nicht mal der junge Wolfgang Amadeus Mozart (geboren 1756 in Salzburg, gestorben 1791 in Wien) hier eine Stelle in der kurfürstlichen Hofkapelle erhielt. Mozart durfte sich 1777/1778 lediglich ein paar Anregungen in der berühmten Mannheimer Schule in der Regierungszeit des Kurfürsten Karl Theodor (geboren 1724 auf Schloss Drogenbusch bei Brüssel, gestorben 1799 in der Münchner Residenz) holen.

Wolfgang Amadeus Mozart, Detail aus einem Gemälde von Johann Nepomuk della Croce (ca. 1781)
Wolfgang Amadeus Mozart, Detail aus einem Gemälde von Johann Nepomuk della Croce (ca. 1781)

Stadtarchivar Dr. Mörz merkt zum Wohnen in Ludwigshafen an: „Die ganz Reichen freilich lebten mit wenigen Ausnahmen gar nicht in der Stadt. So residierte einer der Gründer der BASF, Friedrich Engelhorn, in einer großen Villa in Mannheim und ließ sich jeden Tag ‚mit der Kutsch‘ über die Brück‘ fahren‘.“

Die 1865 in Mannheim gegründete Aktiengesellschaft hatte in der kurpfälzischen Residenzstadt kein Gelände für die erste Fabrikgebäude erwerben können und war nach Ludwigshafen ausgewichen, die dann eine Chemie-Stadt wurde.

Keine Postkarten-Schönheit
Philosoph Ernst Simon Bloch, geboren 1885 in Ludwigshafen, gestorben 1977 in Tübingen © Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein
Philosoph Dr. Ernst Simon Bloch, geboren 1885 in Ludwigshafen, gestorben 1977 in Tübingen © Ernst-Bloch-Zentrum der Stadt Ludwigshafen am Rhein

Der berühmteste Sohn Ludwigshafens, der jüdische Philosoph Dr. Ernst Simon Bloch, der 1885 in Ludwigshafen geboren wurde, bis 1933 dort lebte, in den USA überlebte und 1977 in Tübingen starb, bezeichnete seine Heimatstadt 1928 in seinem Aufsatz LUDWIGSHAFEN – MANNHEIM als „hässliche Stadt“, wenn auch, im Vergleich zur bürgerlichen Residenzstadt Mannheim auf der anderen Rheinseite, als „ehrlicher“, als „Fabrikschmutz, den man gezwungen hatte, Stadt zu werden“.

Dr. Ernst Bloch: „…wo keine schönen Häuser weit weg, erst recht keine früheren Stadtkulturen das Jetzt überschwindeln. Die badische Anilin- und Sodafabrik, der Kern von I.G.-Farben (hierher verlegt, damit Rauch und Proletariat nicht nach Mannheim bliesen), wurde das buchstäbliche Wahrzeichen der Stadt.“

Das NDR-Magazin extra 3 kürte Ludwigshafen vor vier Jahren im April 2018 gar als hässlichste Stadt Deutschlands.

Dem widersprach der Deutschlandfunk Kultur drei Jahre später im Januar 2020 bei seinem Sonntagsspaziergang ganz eindeutig.

Vom hässlichen Entlein zum Schwan

Deutschlandfunk Kultur-Redakteur Wolfgang Martin Hamdorf fand bei seinem Spaziergang heraus: „Aber Ludwigshafen hat sich über Jahre hinweg vom Image der reinen Industrie- und Chemiestadt emanzipiert: Neben den etablierten kulturellen Säulen wie dem Wilhelm-Hack-Museum und dem Theater im Pfalzbau mit den Festspielen Ludwigshafen gibt es den großen Kultursommer, das Straßentheaterfest und zahllose weitere Kulturinitiativen.“

Sein Zeuge ist der heute in Ludwigshafen lebende Reise-Philosoph Dr. Klaus Kufeld (geboren 1951 in Griesbach in Rottal). Er war 1997 der Gründungsdirektor des Ernst-Bloch-Zentrums in der alten Walzmühle in Ludwigshafen.

Der Autor und Kulturmanager Klaus Kufeld bei einer Diskussionsrunde auf dem Erlanger Poetenfest am 27. August 2017 © Wikimedia.org/eigenes Werk/Don Manfredo
Der Autor und Kulturmanager Klaus Kufeld bei einer Diskussionsrunde auf dem Erlanger Poetenfest am 27. August 2017 © Wikimedia.org/eigenes Werk/Don Manfredo
Aufgeklärtes Bürgertum in Ludwigshafen

Klaus Kufeld sagte gegenüber Deutschlandfunk Kultur: „Und darauf sind die Ludwigshafener stolz. Ich hätte jetzt vor 20 Jahren ja noch gesagt: Ludwigshafen hat kein Bürgertum. Heute hat es ein sehr aufgeklärtes Bürgertum und es gibt viele Menschen, auch Fabrikanten, aus allen Schichten der Gesellschaft eigentlich, die tatsächlich das Neue machen und aus Altem Neues machen, wie Bloch gesagt hätte.“

In den letzten Jahren hat sich Ludwigshafen immer stärker dem Flussufer zugewandt. Am alten Hafenkanal sind modern-mediterran anmutende Wohnhäuser entstanden.

Der Leiter des Festivals des deutschen Films, Dr. Michael Kötz (70) aus Ludwigshafen hat seine drei großen Kinozelte vor 17 Jahren ganz bewusst an den Strand unter die großen Schwarzplatanen der Parkinsel gestellt.

Damit begleitet er auch einen generellen Strukturwandel der Stadtentwicklung

Dr. Michael Kötz: „Die neue Prachtmeile ist jetzt nicht in der Stadt, sondern die ist am Ufer. Und das hat sehr viel zu tun mit einer neuen Sicht auf Stadt und Lebensqualität, die so genannte Work-Life-Balance, das heißt die Menschen wollen nicht einfach nur arbeiten und dann schlafen gehen, sondern sie wollen auch leben. Die Innenstadt ist noch aus einer Zeit des reinen Funktionalismus und dann noch heillos überbaut mit Zubringerstraßen, die kann man eigentlich nur abreißen.“

Willkommenskultur in der Bismarckstraße im Stadtzentrum
Die Ludwigshafener Literaturprofessorin und derzeitige Leiterin des Ernst-Bloch-Zentrums in Ludwigshafen Immacolata Amadeo, geboren 1961 in Carfizzi, Italien © Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., München
Die Ludwigshafener Literaturprofessorin und derzeitige Leiterin des Ernst-Bloch-Zentrums in Ludwigshafen, Immacolata Amadeo, geboren 1961 in Carfizzi, Italien © Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V., München

Die Bismarckstraße, einstmals prosperierende Fußgängerzone der Wirtschaftswunderzeit Mitte des 19. Jahrhunderts, ist heute eine Meile für Ein-Euro-Läden und Billig-Handy-Verkauf, aber auch für kleinere Geschäfte aus allen Kontinenten.

Die Immigration hat die Stadt Ludwigshafen seit ihrer Gründung geprägt, sagt Literaturprofessorin Immacolata Amadeo, geboren 1961 in Carfizzi, Italien. Als Dreijährige ist sie mit ihren Eltern, italienischen Gastarbeitern, nach Ludwigshafen gekommen und hier aufgewachsen, seit einem Jahr ist sie wieder zurück und leitet seit einem Jahr das hiesige Ernst-Bloch-Zentrum.

„Ein gewisses ‚Laissez faire‘-Gefühl“ – Lass es geschehen

Immacolata Amadeo: „Inzwischen sind es glaube ich bis zu hundert Nationen in Ludwigshafen. Also die Vielfalt der Herkünfte und auch der Sprachen, die diese Menschen mitbringen.“

Das habe auch ein ganz besonderes Lebensgefühl geprägt.

Die größte Attraktion der Stadt sind die offenen und herzlichen Einwohner, so Professorin Amadeo: „Die auch Fremden ohne Vorbehalte gegenübertreten, neugierig sind, auch sehr hilfsbereit sind. Ein gewisses ‚Laissez faire‘-Gefühl vermitteln und auch das Leben genießen können, also viele positive Eigenschaften würde ich sagen.“

Und für den Mannheimer Wohnungs-Unternehmer Peter Buhrmann geht es in Ludwigshafen um den „Aufbau eines hochwertigen, diversifizierten und nachhaltigen Wohnimmobilien-Portfolios mit stabilem Cashflow und Wertsteigerungspotential.“ 

Über die Alpha Real Estate Group

Die Alpha Real Estate Group aus Mannheim in Baden-Württemberg ist ein deutschlandweit tätiger, auf die Wohnimmobilienwirtschaft spezialisierter Asset- und Investment Manager.

Erstes Standbein: Der Tätigkeitsschwerpunkt liegt in der Privatisierung von Wohnungsbeständen. Mit ihrem Angebot realisiert die Alpha Real Estate Group Potenziale sowohl für private Kapitalanleger und professionelle Investoren als auch für Mieter und Selbstnutzer. Zweites Standbein: Ein vollumfängliches Dienstleistungsspektrum im Bereich Property Management ergänzt das Portfolio des wachstumsstarken Immobilienunternehmens.

Am 21. März 2022 wurde die Alpha Real Estate Group mit dem 497. Platz im Ranking der Financial Times „FT 1.000 Europe’s Fastest Growing Companies 2022“ ausgezeichnet. Unter den 24 Unternehmen der Kategorie „Property“, welche in Deutschland, England, Frankreich, Italien, Tschechien und der Slowakei ansässig sind, erreichte die Alpha Real Estate Group Platz 13. (FM)